
Mein lieber Tom,
m. E. gibt es keine schlechten Fragen, sondern höchstens unbefriedigende Antworten; schlimmstenfalls die Aussage: „Wir wissen es nicht“.
Keine Sündenvergebung ohne Kirche? Du hast eine Alternative angeführt: Keine Sünde tun. Nicht in Gedanken, nicht mit Worten und auch nicht mit Werken. Ist das denkbar? Nie und nimmer! Diese Einsicht ist das Restrisiko, dem sich selbst die gläubigsten Leute stellen müssen. Kirche also als Vergebung und Sicherheit gewährendes Konstrukt? Mir ist kein Kirchenbetrieb bekannt, der nicht von Menschen erdacht, von Menschen gemacht und von Menschen beherrscht wird.
Du hast zur Kirchenfrage geantwortet:
„Viel mehr sollte im Vordergrund stehen, was die Menschen als Kirche verstehen und was sie daraus machen“ und fragst dann folgerichtig, ob (die) Kirche die Vertretung Gottes auf Erden sei.
Tom, wenn es wirklich darauf ankäme, dass Kirche das wäre was Menschen daraus machen, sorry, dann wäre die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Was ist ein ungedeckter Scheck wert? Was kann man mit einem Girokonto anfangen, auf das niemand Geld überweist...?
Du schreibst:
„Es gibt nur einen Gott; aber 1.000 Kirchen! Welche ist nun die Vertretung Gottes auf Erden?“ und Du meinst, dass auf diese Frage niemand eine Antwort geben kann ohne zwangläufig nach der einzig wahren und von Gott legitimierten Kirche zu suchen. Gute Reise! Die Auswahl ist ja groß genug...
Nun frage ich mal provokativ zurück: Wenn der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs beispielsweise über 1.000 verschiedene christliche Bekenntnisse zulässt, die sich in Teilen ihrer Lehren sehr wesentlich unterscheiden und die sich über ihre Lehren Jahrhunderte lang streiten, müsste man einen solchen Gott nicht für einen Sadisten halten?
Übrigens wird der Begriff „Kirche“ m. E. häufig nicht nur missverstanden, sondern manchmal sogar missbraucht. Das griechische Wort „kyriaké “, althochdeutsch „kiricha)“, wird mit
„dem Herrn gehörig“, übersetzt. Darf man daraus nun aber ableiten, dass alles, was sich Kirche nennt, auch wirklich dem Herrn gehört?
Mir gefällt das Wort Ekklesia (griech.: εκκλησία ekklēsía, lat.: ecclesia; die Herausgerufene). Im Christentum wird darunter die Gemeinschaft derer verstanden, die von Jesus Christus durch das Evangelium aus der Welt herausgerufen werden, sich um IHN versammeln und von IHM in Wort und Tat Zeugnis ablegen.
Uli hat ja schon auf den Missionsbefehl hingewiesen. Mir ist dabei der letzte Satz sehr wichtig:
„Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“, der mir nur dann Sinn macht, wenn ich ihn wörtlich nehme. Ebenso geht es mir mit dem letzten Satz aus dem Lukasevangelium 17, 21:
„Denn sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch.“
In einer Christengemeinschaft erwarte ich in erster Linie, Wahrhaftigkeit, Lebendigkeit und Freiheit, dann kann sie von mir dasselbe erwarten. Paulus sagt:
„Denn das Reich Gottes steht nicht in Worten, sondern in Kraft.“ (1.Korinther 4, 20).
Mein vorläufiges Resümee:
· Was draußen dran steht, dass muss drinnen auch vorhanden sein, sonst handelt es sich um eine Mogelpackung.
· Kirche darf nie Selbstzeck sein, sondern lediglich Mittel zum Zweck.
· Gemeinschaft entspricht dem Schöpfungsgrundsatz, wonach es nicht gut ist, wenn der Mensch alleine, nur auf sich selbst gestellt ist.
· Durch meinen Glauben an Jesus Christus sind mir meine Sünden vergeben denn bei Jesaja 53, 4+5 steht geschrieben:
Fürwahr, er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. (s.a. Matth 8,17) Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt. (s.a. 1. Petr 2,24) - Geheimnis des Glaubens.
Gruß vom Micha
