Man wird nicht sagen: Siehe hier oder da ist es! Denn sehet, das Reich GOttes ist inwendig in euch. (Lukas 17, 21 / Luther 1912)
Während einer psychoanalytisch orientierten Gruppentherapie wurde ich aufgefordert, meine Therapieziele zu formulieren. Ich kam auf 11 Punkte wozu die Therapeutin bemerkte, dass dies ja ein Lebensprogramm sei. Ich sollte die Zielliste kürzen und vor allen Dingen den letzten Punkt streichen. Da stand:
„Ich wünsche mir, während der Therapie ein Jesusbild zu malen, auf dem der Heiland herzhaft lacht oder wenigstens verständnisvoll lächelt“.
In der Maltherapie habe ich trotzdem versucht ein Jesusbild zu gestalten. Ich habe mich wirklich sehr bemüht, aber mein Heiland wollte nicht lachen. Als die Holzbrennarbeit fertig war meinte ein Therapeut: „Aber er schaut doch schon ganz schön verwundert“.
Ich war traurig. Es war mir nicht gelungen, einen lachenden Heiland in den Holzteller zu brennen. Wenige Tage später fand ich in einer Wartezone zwischen abgelegten alten Zeitungen ein Exemplar des Nachrichtenmagazins „DER SPIEGEL“. Titelgeschichte: „Passionsspiele Oberammergau“. Und was soll ich sagen: Auf der Titelseite sah man den Oberammergauer Christusdarsteller mit spitziger Dornenkrone, einem bluterverschmiertem Gesicht, aber strahlend und herzhaft lachend.
Ich konnte mich darüber freuen. Gewiss, es war nur ein Mensch, ein Schauspieler mit Theaterblut in Gesicht. Gewiss kann man ja auch über das Passionsspektakel in Oberammergau sehr geteilter Meinung sein. Aber er hat herzhaft gelacht – der Mensch mit der spitzigen Dornenkrone auf seinem Kopf und dem Theaterblut im Gesicht.
Genau darauf kam es mir ja schließlich an: Herauszufinden, was für eine Jesusvorstellung in mir lebt. Ich wollte immer schon, dass mein Heiland lacht. Der in mir. Ich mit ihm und mit mir möglichst viele andere Menschen auch.
Begnadete Künstler haben in rd. zweitausend Jahren schöne und ergreifende Jesusbilder gemalt. Nur, sie bestehen auch nur aus Farbe oder anderen Darstellungsmitteln. Suchen Sie mal, in der wenigstens einigermaßen ernstzunehmenden Kunstwelt, eine lachende Christusdarstellung.
Das wahre Jesusbild begegnet mir, das glaube ich bis auf weiteres jedenfalls, nur in meinen quicklebendigen Mitmenschen. Da, wo sie sind und so wie sie eben sind: fragend, ernst, traurig, weinend, schreiend, entsetzt, verzagend, sterbend und mausetot. Aber eben auch augenzwinkernd, verständnisvoll lächelnd oder herzhaft lachend.
Ich finde Trost in fröhlich lachenden Mitmenschen und es gelingt mir selbst auch immer besser, selber wieder fröhlich zu sein und andere gelegentlich mit dieser Fröhlichkeit anzustecken. Dir auch...?
Liebe Grüße von Eurem Micha
