was wäre also Seelsorge? Vielleicht da sein, Begleitung anbieten. Nicht mehr und nicht weniger. Meine Schrankwand ist auch da. Permanent. Sie macht das, wofür sie da ist: Gengenstände aufbewahren und sich widerspruchslos einstauben und entstauben lassen. Mehr macht sie nicht. Ob ich rede oder nicht, sie schweigt beharrlich und sie sagt nicht einmal den ehrlich hilflosen Satz: „Ich weiß es auch nicht!“...
Wenn denn richtige Seelsorger nicht mehr zu bieten haben als das, Pardon, dann haben sie ihren Beruf, von mir aus ihre Berufung missverstanden oder verfehlt. Seelsorger, wie ich sie meine, sind doch keine Schamanen, die aus einem Wurzelsud die Geheimnisse des Menschseins herauslesen und Heilungswunder bewirken können. Wehe ihnen, wenn sie dieser Versuchung erliegen...
Insofern ist meine stumme Schrankwand auf ihre Weise schon sehr weise. Nur bist du und ich eben mehr als eine Schrankwand. Warum? Na weil wir ein Gewissen haben, die Fähigkeit entwickeln können mitzufühlen und hoffentlich auch das nötige Feingefühlt dafür haben, wann wir an unsere Grenzen stoßen und diese auch respektieren. Da ist für Lieblosigkeiten und Worthülsen kein Millimeter Spielraum...
Micha grüßt, landauf und landab
