O je, wo ist der grosse Aufschrei der Christenheit? Tatsächlich, Gott soll in eine mathematische Formel verpackt sein? Hoffentlich gut gestampftSchneider hat geschrieben:Heute auf Spiegel-online für alle, die einen neuen Gottesbeweis suchen: "Formel von Kurt Gödel: Mathematiker bestätigen Gottesbeweis"

Aber seid getrost, liebe Leser, Gödel macht denselben Fehler wie (fast) alle anderen, die Gott zu beweisen versuchen. Er definiert das zu Beweisende als Prämisse oder gar Axiom: "Gödel definierte ihn [Gott] als ein Wesen, das alle positiven Eigenschaften auf sich vereint." Er setzt die Existenz positiver Eigenschaften voraus, ja er definierte z.B. als sogenanntes Axiom, dass jede Eigenschaft positiv oder negativ ist, was aber natürlich immer nur relativ sein kann.
Im weiteren definierte er, dass Göttlichkeit eine positive Eigenschaft sei, ein Wissen, dass weder er noch ein anderer Mensch haben kann. Also eine pure unbewiesene und unbeweisbare Behauptung, solange dieser Gott, der diese Göttlichkeit hat, nicht empirisch nachweisbare Realität ist. Er leitet das ab aus einer Behauptung, dass ein göttliches Wesen alle positiven Eigenschaften aufweist, göttlich müsse daher eine positive Eigenschaft sein, denn sie enthält ja alle anderen positiven Eigenschaften.
Nochmals im weiteren behauptet Gödel, dass es zu jeder positiven Eigenschaft ein Wesen gibt, das diese Eigenschaft aufweist, was natürlich auch wieder eine unbewiesene und unbeweisbare Behauptung ist.
Und letztendlich geht es bei Gödel wie schon bei Kant darum zu beweisen, dass wenn es möglich ist, dass Gott existiert, dass er notwendigerweise auch existieren muss.
Um es kurz zu machen (Details dazu findet man im Netz zur Genüge): Ohne vorgängig derartige aus der Luft gegriffenen Behauptungen wäre die ganze Beweisführung unmöglich. Auf Mathematiker ist eben kein Verlass, diese Spezies sieht vor lauter Bäumen (Formeln) den Wald nicht. Siehe dazu auch ein gewisser Herr Leber.
***************
Und bevors vergessen geht, Einstein spekulierte nicht über Gott, wies im Spiegel-Artikel heisst. Seine Einstellung ist unmissverständlich, wie er in einem Brief anfangs 1954 an den jüdischen Religionsphilosophen Erik Gutkind schrieb:
"The word God is for me nothing more than the expression and product of human weakness, the Bible a collection of honorable, but still purely primitive, legends which are nevertheless pretty childish. No interpretation, no matter how subtle, can change this for me. For me the Jewish religion like all other religions is an incarnation of the most childish superstition."
Und ein paar Monate später in einem Brief an J. Dispentiere:
"Es war natürlich eine Lüge, was Sie über meine religiösen Überzeugungen gelesen haben, eine Lüge, die systematisch wiederholt wird. Ich glaube nicht an einen persönlichen Gott und ich habe dies niemals geleugnet, sondern habe es deutlich ausgesprochen. Falls es in mir etwas gibt, das man religiös nennen könnte, so ist es eine unbegrenzete Bewunderung der Struktur der Welt, so weit sie unsere Wissenschaft enthüllen kann."