Werter Maximin,
in der Post war heute Morgen ein Brief der WBG / Darmstadt mit einigen Hinweisen auf neuere und neue Literatur. Drei Titel passen zufällig zum Thema. Ich kopiere sie hier rein. Die drei Autoren sind Wissenschaftler (Theologie und Neurowissenschaft: Medizin, Psychologie und Biologie). Näheres zu diesen Büchern werden Sie evtl. im Internet finden. Wahrscheinlich gibt es da einige Relativierungen der Verlagsanzeigen - wie das so ist ... Und wer dann nicht mehr weiter weiß, hat ja die schöne Möglichkeit zu sagen: "Ich glaube an Jesus." Und ein anderer sagt dann: "Ich auch" - und glaubt etwas anderes. Ein Dritter kritisiert beide und behauptet: "Glauben ist doof."
Gazzaniga: Die Ich-Illusion. Wie Bewusstsein und freier Wille entstehen
Kaum etwas an unserem Dasein ist so geheimnisvoll wie unser Bewusstsein - und das, was wir als unseren freien Willen wahrnehmen. Die Mehrheit der Hirnforscher bestreitet, dass wir über einen solchen verfügen. Muss daher die menschliche Schuldfähigkeit neu beurteilt, das Rechtswesen reformiert werden? So einfach ist es nicht. Der renommierte Neurowissenschaftler Michael Gazzaniga zeigt, warum die meisten Hirnforscher falsch liegen - und auf welch komplexe Weise Bewusstsein und Freiheit entstehen. Präzise und anschaulich legt er dar, dass unser Gehirn ein soziales Konstrukt ist: Als Resultat von Kultur, Sprache und Moral ist es immer so frei, wie es ihm die Umstände gestatten. Das Plädoyer eines der bedeutendsten Neurowissenschaftler, keine vorschnellen Schlüsse aus den bisherigen Erkenntnissen der Hirnforschung zu ziehen - und ein wichtiger Beitrag zur Debatte um Schuld und Verantwortung.
Rosenberger: Determinismus und Freiheit
Eine der großen philosophischen Debatten wird hier historisch und systematisch dargestellt. Wie frei ist der menschliche Wille und wie sehr ist er Gesetzmäßigkeiten unterworfen? Michael Rosenberger gibt nicht nur einen umfassenden Überblick über die historische Entwicklung und die in ihr erfolgte Zuspitzung der Fragestellung, er legt auch einen Vorschlag für eine neue Definition des Verhältnisses von Determinismus und Freiheit vor. Außerdem untersucht er die wichtigsten aktuellen Fragen, die sich in diesem Zusammenhang stellen: Verantwortung, Schuld und Strafe, Achtung der Menschenwürde, Nützlichkeit und Gerechtigkeit. Dabei stellt er Bezüge zur Naturwissenschaft her, die für ein tieferes Verständnis der Frage nach Freiheit und Determination unerlässlich sind.
Achtner: Willensfreiheit in Theologie und Neurowissenschaften
Dass sich Theologie und Neurowissenschaft bei der Diskussion des ebenso zentralen wie umstrittenen Themas »Willensfreiheit« nicht zwangsläufig als Gegner gegenüberstehen, zeigt das vorliegende Buch, das wichtige Parallelen zwischen theologischen und neurowissenschaftlichen Konzepten beschreibt. Der Autor führt zunächst in die Geschichte der theologischen und philosophischen Willenskonzepte ein und skizziert die wichtigsten Entwicklungen und Akzentuierungen von der Antike bis zum Zeitalter der Reformation und der evangelischen Theologie des 20. Jahrhunderts. Dieser historische Teil wird durch einen systematischen Teil ergänzt, in dem die theologischen Vorstellungen von der Willensfreiheit in vier Kategorien typologisiert und mit zentralen Positionen aus Psychologie und Neurowissenschaft verglichen werden. Das Ergebnis ist ein »dynamisch-personales Modell von Willensfreiheit«, das theologische und neurowissenschaftliche Sichtweisen und Modelle auf produktive und erhellende Weise verbindet.