Lieben Freunde,
ich kann nur jedem ernsthaft Interessierten empfehlen, sich mit den o. a. Überlegungen des Papstes zu beschäftigen. Ich bin noch dabei. Aber so viel kann ich schon jetzt für mich sagen: Benedikt stellt sich und benennt die aktuellen Weltprobleme sachlich, nüchtern, punktgenau und zukunftsorientiert.
Hier wird nicht vordergründig mit Bibelsprüchen hantiert, die alles weitere eigene Nachdenken im Keim ersticken, weil man lieber auf eine zukünftige, bessere Welt verweist. Der Mann überdenkt das Jetzt, Dein und mein Heute und das Morgen derer, die nach uns kommen.
Besonders interessant finde ich seine Ausführungen in Nr. 67 ff. Er schreibt da u.a.:
„Um die Weltwirtschaft zu steuern, die von der Krise betroffenen Wirtschaften zu sanieren, einer Verschlimmerung der Krise und sich daraus ergebenden Ungleichgewichten vorzubeugen, um eine geeignete vollständige Abrüstung zu verwirklichen, die Sicherheit und den Frieden zu nähren, den Umweltschutz zu gewährleisten und die Migrationsströme zu regulieren, ist das Vorhandensein einer echten politischen Weltautorität, wie sie schon von meinem Vorgänger, dem seligen Papst Johannes XXIII., angesprochen wurde, dringend nötig.
Eine solche Autorität muß sich dem Recht unterordnen, sich auf konsequente Weise an die Prinzipien der Subsidiarität und Solidarität halten, auf die Verwirklichung des Gemeinwohls hingeordnet sein, sich für die Verwirklichung einer echten ganzheitlichen menschlichen Entwicklung einsetzen, die sich von den Werten der Liebe in der Wahrheit inspirieren lässt. Darüber hinaus muß diese Autorität von allen anerkannt sein, über wirksame Macht verfügen, um für jeden Sicherheit, Wahrung der Gerechtigkeit und Achtung der Rechte zu gewährleisten.
Offensichtlich muss sie die Befugnis besitzen, gegenüber den Parteien den eigenen Entscheidungen wie auch den in den verschiedenen internationalen Foren getroffenen abgestimmten Maßnahmen Beachtung zu verschaffen. In Ermangelung dessen würde nämlich das internationale Recht trotz der großen Fortschritte, die auf den verschiedenen Gebieten erzielt worden sind, Gefahr laufen, vom Kräftegleichgewicht der Stärkeren bestimmt zu werden.“
Allein über die Frage, wer diese
echte politische Weltautorität sein könnte, lohnt es sich m. E. nachzudenken. Auf den ersten Blick schrecke ich davor zurück, weil ich leider viel zu lange eine religiöse Prägung erfahren habe, die sich am allgemeinen Weltgeschehen nicht und wenn, dann nur pessimistisch beteiligt und lieber auf ein erlöstes Jenseits verweist.
Gewiss, Du und ich können die Welt, so wie wir sie jetzt erfahren, nicht ändern. Was wir aber können ist, uns am Prozess des Nachdenkens zu beteiligen. Möglicherweise gehen wir dabei ein Risiko ein. Welches denn?
Nachdenken führt zu Einsichten und Einsichten könnten dazu führen, dass man anfängt sich zu engagieren und sich zu wehren, statt sich mit hängenden Ohren auf alte Eichenbäume zu flüchten, deren Blätter uns schwermütige Musik aus einem Requiem vorsäuseln. Insofern mein lieber Filipp, vielen Dank für Deinen Link.
Brudergrüße vom Micha
