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von abendstern_ » 28.04.2009, 05:48
Lieber Micha,
gestern erfuhr ich von einer Geste voller Herzenswärme.
Ein Mann, um die 40, pflegt gerade seine schwer-krebskranke Frau zu Hause. Sie hat noch eine sehr kurze Lebenszeit vor sich. Der Gesetzgeber sieht eine gewisse Zeitspanne vor, die man sich für die Pflege eines Angehörigen nehmen darf, der Arbeitsplatz bleibt erhalten, man kommt finanziell über die Runden. Doch diese Zeit ist zu kurz, und die Sterbende hält sich nicht an die vom Gesetzgeber vorgesehene Frist. Sie lebt immer noch. Sie ist Pflegestufe 4, es sind Kinder im Haus. Zu der Sorge um die Frau, das Wissen um den Verlust der Mutter in absehbarer Zeit, kamen nun für die Familie auch noch große finanzielle Sorgen und die Frage, wie es jetzt weiter gehen soll. Und nun ist folgendes passiert:
Seine Kollegen haben alle ihre Überstunden diesem Mann übertragen, so dass er weitere Wochen sich ganz seiner Frau widmen kann.
Ist das nicht eine Geste voller Herzenswärme? In einer Branche, über die manche Christen gerne die Nase etwas rümpfen. Ich glaube nicht dass diese Menschen jemand bepredigt hat, dass sie so handeln sollen.
Für mich ist es eines von vielen Beispielen, dass Herzenswärme, Nächstenliebe, ein liebevoller Umgang miteinander bei Nichtchristen ebenso vorhanden sind wie bei Christen. Das Gegenteil auch, auch in beiden Gruppen.
Ich hatte erst gestern eine tief enttäuschte Kollegen am Schreibtisch neben mir sitzen, die Mitglied einer freien Gemeinde ist und von einem Vorgang in dieser Gemeinde erzählte, der alles andere als von Mitgefühl und Herzenswärme zeugt. Christen können manchmal eiskalt und egoistisch sein. Menschen, die sonntäglich "bepredigt" werden, die auf andere Christen sogar herabsehen, weil sie es ja besonders ernst nehmen und ein besonderes Näheverhältnis zu Jesus hätten, aber scheinbar den Bogen von ihrer tollen Theorie zur Lebenspraxis nicht schaffen. Mich erinnert das an das Gleichnis vom barmherzigen Samariter, an den Priester an den Leviten, die am Verletzten vorbei gingen, weil sie ja in die Synagoge mussten.
Eine Predigt kann sicher etwas auslösen, aber bei manchen Menschen scheinbar nciht und bei anderen löst sich viel positives ohne Predigt aus. Einfach weil sie nachdenken und die Not sehen. Und handeln.
Liebe Grüße
abemdstern_