
in diesem Frühjahr habe ich meine Balkonblumenkästen völlig anders gestaltet. Keine Geranien, keine Petunien, keine Fuchsien, nichts klassisches, sondern etwas außergewöhnliches sollte es sein. Nach Beratung mit einer ebenfalls abenteuerlustigen Gärtnerin entschied ich mich für Preiselbeerenstauden, Trichterwinde und Kapuzinerkresse.
Zunächst galt es, die Preiselbeerenstauden in die richtigen Erde zu pflanzen, Rhododendronerde. Zwischen den Stauden ließ ich reichlich Platz. Trichterwinde und Kapuzinerkresse keimten in guter Anzuchterde schon nach 14 Tagen. Beim späteren pikieren habe ich mir die kräftigsten Pflänzchen ausgesucht und je 3 zwischen die Preiselbeerenstauden gesetzt.
Bisher entwickelt sich die Bepflanzung eigentlich erwartungsgemäß. Mein Plan war, dass Trichterwinde und Kapuzinerkresse über die Balkonbrüstung hinaus, in den freien Luftraum ranken sollten. Die Ranken erwiesen sich jedoch als ziemlich eigensinnig. Statt sich über die Balkonbrüstung in den freien Raum zu wagen, rankten sie mit erstaunlicher Schnelligkeit und Beharrlichkeit mitten in die benachbarten Preiselbeerenstauden hinein.
„Na gut“ dachte ich mir, „seid ihr nicht willig, dann gebrauche ich eben Gewalt“. Ich steckte dünne Bambusstäbchen neben die widerspenstigen Rankenpflänzchen, um sie in die gewünschte Richtung zu zwingen, nach außen, in den freien Luftraum. Nützt auch nix. Die Dickköpfe wollen offensichtlich gar nicht in den freien Luftraum. Sie wollen einen sicheren Halt. Mit ihren zarten Rankenärmchen klammern sie sich an den Bambusstäbchen fest und winden sich wie winzige Schlangen um sie herum in die Höhe.
Nachher werde ich mir noch einige Bambusstäbchen besorgen und sie als Rankenhilfe einsetzen. Mein Plan ist der: Wenn die Ranken kräftig gewachsen sind und genug Eigengewicht entwickelt haben, dann werden sie sich der Schwerkraft ergeben müssen und sich doch noch über die Balkonbrüstung in den freien Raum hinauswagen. Hoffe ich wenigstens...
Als ich beobachtete, wie sie sich mit ihren zarten Rankenärmchen an den Bambusstäbchen festklammerten und sich haltsuchend um sie herum in die Höhe wanden, da erinnerte ich mich an zwei Bibelstellen, die auch mit mir etwas zu tun haben:
Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft. Denn er ist mein Fels, meine Hilfe, mein Schutz, dass ich gewiss nicht fallen werde. (Psalm 62, 2+3)
Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott; ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit. (aus Jesaja 41,10 / Luther 1912
Liebe Grüße, landauf und landab, von Eurem Micha
