Vor wenigen Tagen verstarb überraschend der Theologe Klaus Berger.
Mit Berger geht ein äußerst produktiver Autor (ca.70 Bücher!), der bleibende Spuren im theologischen Denken hinterlässt. Dabei haben manche Thesen durchaus teils heftigen Widerspruch hervorgerufen. So gehörte er zu den wenigen Verfechtern einer Frühdatierung des Johannesevangeliums.
CiG schreibt zu seinem Tod heute unter Anderem: "...
„Wir Theologen fallen den Mitmenschen immer viel zu schnell mit der Tür ins Haus, mit perfekten Lösungen.“ Das schrieb der Heidelberger Neutestamentler Klaus Berger, der 79-jährig gestorben ist, im CIG-Buch „Gott? Die religiöse Frage heute“. Er bezog Stellung gegen eine – in seiner Sicht – liberale, weichgespülte Theologie. Dabei scheute er auch Polemik nicht. Die üblichen, für die katholische Kirche geforderten Reformen lehnte er ab. Berger kritisierte vermeintliche Einseitigkeiten der historisch-kritischen Exegese. Er liebte die bildhaften Texte der altkirchlichen, insbesondere auch ostkirchlichen Autoren..."
Seine klare, einfache Sprache habe ich aber immer als wohltuend und bereichernd empfunden. (Besonders hervorzuheben für mich sein "Jesus" und die Fortsetzung "Die Urchristen".)
Ich habe heute sein letztes Buch (Leih mir deine Flügel, Engel - Die Apokalypse im Leben der Kirche - Herder, 2018) zur Hand genommen und nicht ohne Rührung festgestellt, mit welchen Sätzen Berger endet:
"...Mit der Kathedrale von Reims hat dieses Kapitel begonnen, und damit möchte ich auch schließen, und zwar mit dem versehrten Engel an der Westfassade.
"Die steinerne Figur ist zerstückelt, zerstört, vernarbt und verwundet. Die rechte Hand hat er verloren, die Finger der anderen sind verstümmelt. Ein Flügel ist ihm im Laufe der Zeit abhanden gekommen, sein Gesicht ist voller Wunden und Narben. Ein sterbender Engel! Gezeichnet von den Verwüstungen, Zerstörungen und Erosionen der Jahrhunderte. Aber das Erstaunliche an diesem Engel: Er lächelt - allen Verwundungen und Verletzungen zum Trotz. Er lächelt den Beschauer an und er lächelt in die Zeit hinein. Was für ein Signal der Zuversicht, des Trostes und der Ermutigung!...Die Menschen, die diesen Engel aufmerksam betrachten, fangen plötzlich selbst an zu lächeln. Und der eine lächelt dem anderen zu." [...] Eben dieses ist Leitkultur für für Europa und die Welt. Herr Gott, schenke uns eine Epidemie des Lächelns, des Friedens.
Das Lächeln des Engels erweicht mein hartes Herz. Aber immer wieder haben wir vergessen, dass das Lächeln ansteckend sein kann und sein soll. Damit am Ende eine ganze Lichterstadt sein kann, eine Kathedrale mit Säulen wie aus dem Leuchten von Edelsteinen, von meergrünem Beryll, von gelbglänzendem Topas und purpurnem Amethyst. Das ist meine Vision."
Zum Tode des Theologen Klaus Berger (1940-2020)
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Zum Tode des Theologen Klaus Berger (1940-2020)
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Re: Zum Tode des Theologen Klaus Berger (1940-2020)
Dazu aus dem Evangelischen Gemeindeblatt für Württemberg Nr. 25 vom 21.Juni 2020 entnommen:
"... Berger lehrte 30 Jahre lang an der evangelischen Fakultät Heidelberg das Fach Neues Testament. ... Berger galt als umstritten, weil er als überzeugter Katholik evangelisches Kirchenmitglied war und an einer evangelischen Fakultät lehrte. ..."
"... Berger lehrte 30 Jahre lang an der evangelischen Fakultät Heidelberg das Fach Neues Testament. ... Berger galt als umstritten, weil er als überzeugter Katholik evangelisches Kirchenmitglied war und an einer evangelischen Fakultät lehrte. ..."
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Re: Zum Tode des Theologen Klaus Berger (1940-2020)
Ja, deutlicher kann man es nicht zeigen, wie unwichtig die Konfessionszugehörigkeit ist.
Ich denke, dass Gott nur auf den Glauben schaut.
Ich denke, dass Gott nur auf den Glauben schaut.
Das sind die Weisen,
Die durch Irrtum zur Wahrheit reisen.
Die bei dem Irrtum verharren,
Das sind die Narren.
Friedrich Rückert
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Re: Zum Tode des Theologen Klaus Berger (1940-2020)
Ich bin auch davon überzeugt, dass Gott auf den Glauben an sich achtet und schaut ob man das Beste von sich gibt und alles daran setzt richtig und nach Gottes Willen zu handeln.