
Lieben Freunde,
wenn ich, wenigstens einigermaßen, verstehen will was heute ist, dann hat sich für mich ein sachlich nüchterner Rückblick darauf bewährt, was gestern war. Fühle ich mich also ein wenig hinein in die jüdische Lebens- und Glaubenswelt zur Zeit Jesu. Da zu brauche ich mich keineswegs allein auf die neutestnamentlichen Überlieferungen zu beschränken. Der jüdische Geschichtsschreiber Josephus Flavius hat das jüdische Leben genauestens beschrieben. [s.a.
http://de.wikipedia.org/wiki/Flavius_Josephus ]
In diesen Tagen hatte der Tempel des Herodes in Jerusalem für die Kinder Israels etwa dieselbe Bedeutung wie heute der Vatikan mit St. Peter für die römisch-katholische Glaubens- und Lebenswelt und der jeweilige Träger des Amtes des „Hohen Priesters (z. B. Kaiphas)“ entsprach in etwa der heutigen Rolle des „ hl. Vaters“ in Rom.
In Jerusalem war das religiöse Zentrum der Kinder Israels. Dorthin mussten sie wenigstens einmal jährlich reisen, um dem Gott ihrer Väter ihre Opfer darzubringen. Und was war bitte schön im übrigen Jahr? Sie versammelten sich in ihren örtlichen Synagogen (Schulen/Gemeinden), fanden sich dort zu gemeinsamen Gebeten zusammen, lasen in den Schriften und erklärten sie sich gegenseitig. Jesus hat nicht nur den Niedergang des Tempels vorausgesagt, sondern er war öfters in den örtlichen Synagogen als in Jerusalem.
Wohin anders hätte der hl. Apostel Paulus in die heutige Türkei, nach Griechenland oder auch nach Rom mit Aussicht auf Erfolg reisen sollen, wenn es dort nicht lebendige jüdische Versammlungsstätten gegeben hätte? So liegt es auf der Hand, dass nach dem Beispiel der jüdischen Synagogen schließlich auch christliche Ortsgemeinden entstanden.
Insofern ist es richtig, dass Jesus Christus, so wir das heute verstehen, keine christliche Kirche gegründet hat. Brauchte er ja auch gar nicht. Die wuchsen später von ganz alleine. Etwa so wie ein Steckling, der in einen lebenden Baum eingesetzt wird, dem Leben und der Bestimmung des Baumes neues und frisches Weiterleben gewährleistet.
Im Römerbrief erklärt der hl. Apostel Paulus diese Einpfropfung mit einem wunderschönen Bild:
Wenn aber nun einige von den Zweigen ausgebrochen wurden und du, der du ein wilder Ölzweig warst, in den Ölbaum eingepfropft worden bist und teilbekommen hast an der Wurzel und dem Saft des Ölbaums, so rühme dich nicht gegenüber den Zweigen. Rühmst du dich aber, so sollst du wissen, dass nicht du die Wurzel trägst, sondern die Wurzel trägt dich. ( s. Römer 10, 17+18 )
Fazit für mich:
Jesus Christus hat keine einzige der heutigen über 1.000 verschiedenen christlichen Kirchen selber gegründet. Diese Verantwortung tragen Menschen. Ob sich Jesus Christus nun in der Wirksamkeit seiner Vollmacht, dem Heiligen Geist, da oder dort erleben lässt, diese Entscheidung liegt einzig und allein bei IHM. Zwingen lässt er sich jedenfalls nicht. Weder rein noch raus...
Mit lieben Grüßen, landauf und landab von
Eurem Micha
